Zum 50-jährigen Jubiläum brachte der Verein eine Festschrift für Sonntag, den 23. Juni 1929 heraus. Wir beginnen unsere Vereinsgeschichte mit dem Artikel aus diesem Heft. Es wird die Geschichte bis zum Jahre 1929 vorgestellt:
„Mit der in unserem Orte jährlich am 1. Sonntag nach St. Michael stattfindenden Kirmesfeier war früher eine Vereinsfestlichkeit nicht verbunden. Dies änderte sich erst im Jahre 1879 als unter dem Namen „Allgemeine Schützengesellschaft Menzelener Heide“ ein Verein gegründet wurde, der es sich zu Aufgabe machte unter seinen Mitgliedern durch Entwicklung eines regen Vereinslebens die Geselligkeit zu pflegen und die patriotische Gesinnung zu fördern und zur Betätigung dieses Zweckes in erster Linie das Zustandekommen eines Schützenfestes erstrebte. Das erste Schützenfest wurde in Verbindung mit der althergebrachten Kirmes im Jahre 1879 gefeiert. Dadurch, dass der Verein sich die Volkstümlichkeit des alljährlichen Volksfestes zunutze machte, gewann seine anfänglich 50 betragende Mitgliederzahl sehr bald und erreichte die für den hiesigen Bezirk stattliche Zahl von 150 Schützenbrüdern. Das Vereinslokal war das jetzige (Restauration H. Hofacker), in dem im oberen Stockwerk ein Tanzsaal vorhanden war, in welchem die Mitglieder tagten. Auch ist es schon vorgekommen, dass Versammlungen auf dem Hofe des Schützenbruders Wilhelm Ravens abgehalten wurden.
Im Jahre 1885 fiel das Schützenfest aus, weil die gesamte Ernte am 28. und 29. Mai desselben Jahres durch Hagelschlag vernichtet wurde. Die 1. Schützenkönigin vom Schützenfeste 1879, Frau van Leuck, weilt heute zum Jubeltage noch unter den Lebenden.
Im Jahre 1904 feierte der Verein unter starker Beteiligung der benachbarten Schützenvereine sein 25. Stiftungsfest in glanzvollster Weise. Bei dieser Gelegenheit wurde die Vereinsfahne durch den Herrn Bürgermeister in Alpen mit dem Silberkranze geschmückt. Seit diesem Zeitpunkte besteht auch der schöne Brauch, die Königskette beim jeweiligen Schützenfeste um eine Silberplatte zu vermehren, die der König und die Königin stiften. Bei festlichen Gelegenheiten bildet die mit diesen Platten geschmückte Kette ein Abzeichen der Königswürde. Bei allen Gelegenheiten, welche die Vereinsgeschichte meldet, finden wir die Erhaltung und Förderung eines alten niederrheinischen Brauches vermerkt, der besonders in Menzelen aber beheimatet ist. Es handelt sich um das Fahnenschwenken, eine Sitte, die in niederrheinischen Schützenvereinen und Bruderschaften mit Vorliebe gepflegt und bei festlichen Anlässen der Menge gezeigt wird. Recht kunstvoll und fachgemäß verfahren die Schwenker bei ihrem Können und rühmt man dem Jubelvereine nach, in der Ausübung dieser Sitte tüchtige und bewährte Kräfte zu besitzen. Auch sprechen die Blätter der Vereinsgeschichte von einer lebenswerten Pflege brüderlicher Kameradschaft und Liebe zu den Nachbarvereinen und Bruderschaften. Mit der Folgeleistung mancher Einladung zu Jubelfeiern verbindet sich dabei nicht nur der Glückwunsch zum Festtage des Jubelvereins, sondern auch die Unterstützung und Stärkung der Vereinsidee im allgemeinen, die Pflege des Schießsports im volkstümlichen Sinne.
Der Kriegsausbruch 1914 setzte der Vereinsarbeit ein Ziel. Kaum waren die Auswirkungen des glanzvollen Schützenfestes 1913 verhallt und an die Vorbereitung des neuen Festes für das Jahr 1914 gedacht, als der Kriegsausbruch eine weitere Vorbereitung zunichte machte. Einige Wochen nach Ausbruch des Krieges lesen wir schon von dem lobenswerten Bemühen, den im Felde stehenden Schützenbrüdern Liebesgabenpakete zu senden, die mit dem vorhandenen Kassenbestand und durch freiwillig aufgebrachte Sammlungen finanziert wurden. Die Vereinstätigkeit wurde für die Dauer des Krieges eingestellt. 25 Schützenbrüder blieben auf dem Felde der Ehre, darunter auch der junge König, der noch ein Jahr zuvor die Königswürde des Heimatvereins mit Begeisterung vertreten hatte.
Erst im Jahre 1920 fand man sich wieder zusammen um an die Wiederbelebung des Vereins zu gehen. Wenn auch der unglückliche Ausgang des Krieges mit seinen großen Opfern das Vereinsleben stark beeinträchtigt hatte, so siegten doch die beheimatete Luft und Liebe zum alten Schützenbrauch, sich über größte Schwierigkeiten hinwegzusetzen. So wirkte sich sehr empfindlich die Besatzungszeit aus, indem das Verbot der Schusswaffen die Abhaltung eines Schützenfestes unmöglich zu machen schien. Die Not gebar jedoch auch hier eine Hilfe, indem der Königsschuss mit der Armbrust, wie zu Tell’s Zeiten, getan wurde. So ungewohnt die Handhabung dieser Waffe für die Schützenbrüder war, so sehr befreundeten sie sich deshalb wieder damit, um unter dem Druck der Verhältnisse nicht die Unmöglichkeit der Abhaltung eines Schützenfestes wahr werden zu lassen.
Der 31. Januar 1926, der Tag der Befreiung der Heimat von der Fremdherrschaft wurde durch eine besondere Versammlung geehrt, während eine Befeiungsfeier am 7. Februar in festlicher Weise der Genugtuung und Freude über die wiederhergestellte Freiheit der Heimat Ausdruck verlieh. Im Jahre 1926 wird auch die Armbrust wieder zur Ruhe gesetzt und das Königsschießen mit Gewehren abgehalten. Dem mannigfachen Gedenken der im Weltkriege gebliebenen Schützenbrüder folgte nach langer Vorbreitung eine würdige Ehrung durch die Enthüllung der Kriegergedenktafel des Vereins. Die Enthüllungsfeier ging weit über den Rahmen einer Vereinsfeier hinaus und zeigte ganz besonders, wie innig und fest der größte Verein der Heimat auch mit den Bürgern verbunden ist, die außerhalb der Vereinstätigkeit stehen.
So bricht nun im heutigen Jahre nach schwerer und ereignisreicher Zeit der Tag des goldenen Vereinsjubiläums an, der ein Ehrentag für den Jubelverein werden soll. Gar manchmal und of war das Vereinsbestehen in dieser langen Zeit gefährdet, gar manchmal und oft suchten eigenbrötlerische Interessen und kritische Mitglieder die Vereinsgemeinschaft zu stören und oft waren auch die Verhältnisse stärker als der menschliche Wille. Allen zu Trotz hat der, man darf wohl sagen Heimat umfassende Verein, sich immer wieder durchgerungen und behauptet, hat nach bösen und dunklen Tagen auch wiederum Zeiten lachenden Sonnenscheins und froher Zukunft gesehen. Auch sein Leben war dem menschlichen gleich, weil Menschen es stützten und Arg und Liebe der Menschen sich darin wieder fanden. Aber gerade darum ist jeder Einzelne mit seinem Verein verbunden, weil er ihm in der Jetztzeit gesellschaftlich die Erholung zu bieten vermag, die in der heutigen Zeit des Hastens und Drängens um Existenz und Leben unerlässlich ist.
In diesem Sinne lautet auch die Losung für die Zukunft. Einigkeit und der Blick für das Gemeinsame sind die wesentlichen Pfeiler des Bestehens einer Schützengilde, die sich die Pflege überkommener Bräuche aus der Heimat zum Ziele setzt. Der zu erwartende eindrucksvolle Verlauf des Jubelfestes wird die Gewähr dafür bieten, dass auch die zweite Hälfte des Jahrhunderts des Bestehens sich würdig der ersten anreihen kann.“